Scheringen

Bräuche in Scheringen

Edwin Henn 

Silvester und Neujahr 

Am Silvesterabend trifft man sich mit Freunden und Bekannten zum Feiern. Um Mitternacht wird dann mit Feuerwerk, Bleigießen und Sekt das neue Jahr begrüßt. Überall ertönt es „Prost Neujahr“ und die Leute wünschen sie alles Gute im kommenden Jahr. 

Dreikönig 

Am 6. Januar ziehen die Sternsinger in ihren farbenfrohen Gewändern singend von Haus zu Haus. Sie schreiben mit weißer Kreide die Jahreszahl über die Haustür und wollen dadurch Unheil für die Bewohner abwenden. Der Lohn für ihren Schutz kommt den Kindern der Dritten Welt zugute. 

Pinni, Pinni 

Am Fastnachtsdienstag laufen die Kinder maskiert von Haus zu Haus. Öffnet man die Tür, ertönt es: „Pinni, Pinni“. Die Kinder erhalten Geld und Süßigkeiten. Das „Schnorren“ war bis vor wenigen Jahren auch bei den jungen Burschen sehr beliebt. 

1. April 

Sehr beliebt ist das „In-den-April-schicken“ an diesem Tag. Wer darauf hereinfällt, ist dem Gelächter der anderen preisgegeben. 

Palmsonntag 

Am Sonntag vor Ostern stecken die Buben einen Palmenbüschel auf einen langen Stock und befestigen ihn mit Weidenruten. Im Hochamt wird dann dieser geweiht. Im Stall aufgehängt, soll er Unheil abwenden.

Ostern 

An Ostern werden Eier gefärbt und zusammen mit Süßigkeiten am Ostersonntag auf dem Grundstück versteckt. Ganz aufgeregt suchen die Kinder ihr „Osternestle!“ Auch werden Osterhasen und Osterlämmer gebacken. 

Walpurgisnacht 

In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai ritten der Sage nach Hexen auf Besen durch die Lüfte. Die jungen Burschen und Mädchen bringen in dieser Nacht das ganze Dorf durcheinander. Gegenstände werden versteckt und manchem Bewohner ein böser Streich gespielt. Birkenbäumchen werden am Haus der Geliebten gestellt und Kalkspuren geben Aufschluss über manche, bislang geheime Freundschaft.

1. Mai 

Der Tag der Arbeit ist auch der Tag der Wanderer und Radfahrer. Frühmorgens geht es auf Maientour. Wägelchen voll Proviant und Fahrräder geschmückt mit dem ersten Grün sieht man überall. Seit einigen Jahren findet an diesem Tag das ACS-Wanderbahnfest statt. Hier haben die Ausflügler Gelegenheit sich zu stärken. 

Hochzeit 

Ein oder zwei Tage vor der Hochzeit versammeln sich Freunde und Bekannte des Brautpaars beim Haus der Braut zum Poltern. Tassen, Ziegel und Tongefäße werden zerschlagen, dies soll dem Brautpaar Glück bringen. Am Hochzeitstag stehen die Vereine nach der Trauung am Kirchenportal Spalier, d. h. sie bilden eine Gasse und halten Rosen über die Köpfe der Neuvermählten. Symbolisch soll dies den Schutz Gottes und der Gemeinschaft erwirken. 

Die eigentliche Hochzeitsfeier fand früher daheim statt. Ganze Häuser wurden ausgeräumt, Betten und Schränke abgeschlagen. Stühle und Tische wurden von Bekannten und aus den Wirtshäusern für die Feier herangeschafft. Es wurde geschlachtet und fast die ganze Verwandtschaft musste Kuchen backen und Torten verzieren. Zum Kochen des Festmahls wurde eine besonders gute Köchin engagiert. 

Heute wird die Hochzeitsgesellschaft ins Gasthaus eingeladen. Drei Bräuche während der Hochzeitsfeier sollen noch erwähnt werden. Bei der Versteigerung des Brautschuhs, können alle Hochzeitsgäste mitmachen. Jeder Mitbieter zahlt in einen Hut seinen Obulus, wobei der Bräutigam sich anstrengen muss, den Brautschuh zu ersteigern. Umstritten ist der Brautraub. Freunde des Bräutigams entführen die Braut in ein Gasthaus oder Festzelt. Findet der Bräutigam die Braut, muss er die Zeche zahlen. 

Den Abschluss der Hochzeitsfeierlichkeiten bildet um Mitternacht das Schleierabtanzen. Der Schleier der Braut kreist unter den unverheirateten weiblichen Hochzeitsgästen. Die junge Damen, welche beim Ausklingen der Musik den Schleier trägt, soll die nächste Braut werden.

Kerwe 

Kurz vor Kerwe wurde Kerwekuchen gebacken. Nachts machten sich die jungen Burschen einen Spaß daraus, die an den Backhäuschen hängenden Utensilien wie Einschießer, Strohwisch und Ofenkrugge (ca. 2 m langer Kratzer zum Herausholen der Glut) in die Brunnenwiese oder ins Unterscheringer Tal zu verfrachten. Die Hausfrauen mussten diese dann vor Ort abholen und sortieren. 

Martini 

Am Abend des 11. November ziehen die Kinder an der Hand ihrer Eltern mit bunten Lampions singend durchs Dorf. Zum Gedenken an den Hl. St. Martin, der seine geringe Habe mit Bedürftigen teilte, findet dieser Zug statt. Beim Niederbrennen eines großen Reisighaufens auf dem Sportplatz erhalten die Kinder Brezeln. 

Nikolaus 

Am 6. Dezember kommt der Nikolaus mit Mytra, langem weißem Bart und rotem Samtmantel. Er belohnt die Braven und rügt die Lausbuben. 

Vor wenigen Jahren noch kam er zusammen mit dem Belznickel. Dieser rasselte mit der Kette, hatte eine lange Rute und einen großen Sack. Die Kinder hatten wahnsinnige Angst vor den beiden, wurde doch bei Ungehorsam mit Bestrafung durch den Belznickel gedroht.

Hebstange holen 

Im Winter, wenn die letzte Frucht in den Tennen gedroschen war, musste die Dreschmaschine wieder an ihren bestimmten Platz, etwas abseits, gestellt werden. In dieser Zeit war es Brauch, die Kinder zu Nachbarn, die, wenn möglich, schon geschlachtet hatten, zu schicken, um die Hebstange zu holen. 

Dort angekommen erhielten sie eine Stange, behängt mit Blut- oder Leberwürsten, DörrObst und Brot. Ihr Gesicht wurde schwarz angemalt und stolz auf die Gaben, die Hebstange über der Schulter, gingen sie wieder heim.

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