Edwin Henn
In einem Ortsbereisungsprotokoll vom 27. Juni 1870 ist nachzulesen:
„Ein besoldeter Feldhüter ist nicht vorhanden und wird die Feldhut von zwei sogenannten Ehrenfeldhütern ohne Gehalt und von Waldhüter Valentin Schwab gegen Bezug der Hälften der Anzeigegebühr gesorgt. Anzeigen gibt es so gut wie keine. So wird über die mangelnde Feldhut sehr geklagt. Eine Änderung dieses Zustandes ist unbedingt geboten…
Die Aufsichtsbehörde schlug daraufhin die Festanstellung eines Feldhüters mit angemessenem Gehalt vor, um dem Waidfrevel im Interesse der Landwirtschaft ein Ende zu bereiten. Straßenwart Kraus erklärte sich zur Übernahme des Dienstes bereit.
Der Feldhüter war zu jeder Zeit Gemeindebediensteter. Dienstherr war der Bürgermeister. Nicht zu verwechseln ist die örtliche Feldpolizei mit der Gendarmerie. Laut Reichsjustizgesetz in Baden von 1879 durfte der Bürgermeister höchstens 15 Reichsmark (bei Uneinbringlichkeit bis 2 Tage Haft) Strafe verhängen. Die Mindeststrafe betrug 1 RM. Selbstredend veränderte sich die Obergrenze im Laufe der Jahre. Über diese Zuständigkeit hinaus, gingen die Vergehen an das Bezirksamt oder die Gerichte. Vornehmlich war der Feldhüter für Feldfrevel zuständig und hatte daneben wohl hauptsächlich prophylaktischen Charakter.
In seinen Zuständigkeitsbereich fielen: Einfacher Entwendungsfrevel, unbefugtes Betreten fremder Grundstücke und deren Beschädigung, Abgraben und Abpflügen an Nachbargrundstücken, Schutz der Mark- und Grenzsteine, unbefugtes Weiden, Umherlaufen des Geflügels, Übertretung der Wässerungsordnung, Schutz der Tier- und Pflanzenwelt.
Dementsprechend sahen dann auch die Feldpolizeistraftabellen aus.
1873 . . . ., Schafknecht des Roßhöfers ließ 150 Schafe im Acker von Karl Heß und Valtin Throm weiden.
1874 . . . ., von hier, hat in den Kartoffeln des Valtin Scheuermann mit dem Pflug gewendet.
1876 . . . ., von hier hat 3 Stück Geiß auf fremdem Eigentum geweidet.
. . . . , von hier hat von fremden Bäumen Birnen heruntergerupft.
1879 . . . ., von hier hat 5 Fuhren Mist über das Feld der Paula Schöllig gefahren.
1888 . . . ., ist Mühlarzt . . . . von Unterschefflenz über das Wiesenthal geloffen im Untertal.
1891 . . . .,von hier ist über den blauen Klee des Eduard Heckmann mit Kuh und Wagen gefahren.
1894 . . . ., hat das Mutterschwein des . . . .im Baumgarten des Valtin Throm gewühlt.
1908 . . . .,von hier mutwilliger Weise Äpfel heruntergeschüttelt an dem Baume des Phillip Scheuermann an der Riegelgasse.
1918 . . . .,von hier ist mit der Mähmaschine über den Weizen des Gottfried Frank gefahren.
1934 . . . ., von hier hat seine Gänse in der Wiese des Hermann Heß in der Brunnenwiese gehörig weiden lassen.
Mit dem Amt des Feldhüters durften nur körperlich rüstige und gut beleumundete Männer betreut werden, sie mussten ihren Bezirk bei Tag und Nacht fleißig begehen.
Als Feldhüter in Scheringen fungierten: Valtin Schwab (1873 -80), Hamberger (1889/90), Karl Scheurig (1891-95), Kraus (1895-99), Henn (1899-1902), Eichhorn (1902-1918), Herkert (1918-20), Eichhorn (1920-32), danach Herkert und Wilhelm Dietz bis Mitte der 50er Jahre.