Reinhold Ballweg
Die Anfänge der Schulzeit in der Gemeinde Scheringen lassen sich nur schwer zurückverfolgen, da kaum Notizen aus dieser Zeit vorzufinden sind. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Scheringen nie eigene Kirchengemeinde war. Somit sind keine Erwähnungen in alten Kirchenbüchern vermerkt, wie das andererorts meist der Fall war. Denn zu den üblichen Streitigkeiten zwischen Schule, Kirche und Gemeinde wegen der Bezahlung des Lehrers oder der Kirchen-, Organisten- und Mesnerdienste kam es nicht.
Obwohl im Jahre 1682 der Kurfürst und Erzbischof von Mainz, Anselm Franz, Freiherr von Ingelheim, die allgemeine Schulpflicht für Kinder von 6 – 12 Jahren in der Kurmainz einführte, gingen die Kinder meist nicht oder nur im Winterhalbjahr zur Schule. Sie wurden sommers einfach zur Feldarbeit gebraucht. Auch konnte sich die Gemeinde wegen der Armut keinen Lehrer leisten, wobei von Entlohnung kaum zu sprechen war. Gerade nach größeren baulichen Maßnahmen wie Schulhauserweiterung, Straßenbau und Trinkwasserversorgung bat die Gemeinde, die Wiederbesetzung der Schulstelle zu verzögern, da man in einer gewissen finanziellen Notlage war. So stellte man nach der Erweiterung des Schulhauses 1874 ein Gesuch, die Schulstelle nicht auszuschreiben, da man nach einer teilweisen Erneuerung des vorhandenen Hauses nicht in der Lage sei, weiteres zu leisten. Die sprichwörtliche Armut des Dorfschulmeisters traf gerade für die kleinen Orte wie Scheringen zu, da durch Mesner- und Organistendienst nichts hinzuzuverdienen war. Damals bekam ein Lehrer im Jahr etwa 70 fl Gulden. Der größte Teil dieser Entlohnung bestand in der Abgabe von Naturalien (Holz, Korn). Nur mit Hilfe kleiner Schulpfründe konnte er überleben.
Als Schulpfründe wurden folgende Grundstücke aufgeführt:
Baumstücke am Weg gegen Laudenberg,
Baumstück beim Hirtenhaus, Acker im Hardtwald, Heumatte im Bannholz, Wiesen im unteren Tal, Stöckig. Ferner ist das beim Schulhaus befindliche Hirtenhaus als Ökonomiegebäude herzurichten.
Da es in Limbach bereits 1803 ein Schulhaus gab, lag es nahe, dass auch Scheringen zu dieser Zeit Unterricht anstrebte. Schon wegen der Nähe, man gehörte zur Kirchengemeinde Limbach, hegten Eltern den Wunsch, ihren Kindern Grundkenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen vermitteln zu lassen. Der Unterricht war natürlich sehr lückenhaft. Die Kinder besuchten nur unregelmäßig den Unterricht, und die Lehrer hatten keine besondere Ausbildung. Sie waren meist erfahrene ältere Handwerker, die aus Altersgründen eine leichtere Tätigkeit suchten, um noch etwas nebenbei zu verdienen.
Das Schulleben war zu dieser Zeit eng mit dem in Einbach, Waldhausen und Limbach verknüpft. Immer wieder mussten die Gemeindevertreter viel Zeit- und Schreibaufwand leisten, um in Scheringen eine geregelte Beschulung der Kinder zu gewährleisten. So trafen sich am 23. März 1823 die Vertreter von Scheringen und Einbach vor Gericht in Buchen, wobei es um die Vereinigung der Schulen Scheringen und Einbach ging. Die Bürger aus Einbach und Scheringen wehrten sich gegen diese Vereinigung und erklärten sich bereit, einen Lehrer im Verhältnis ihrer Kräfte zu honorieren. Einbach war mit 25 Bürgern, 4 Beisassenfamilien und 44 Schülern erschienen.
Vereinbart wurden:
- Die Beschaffung eines Schulzimmers mit Beheizung.
- Freie Wohnung und 2 Klafter Holz, die im Frühjahr frei und unentgeltlich zu liefern sind.
- Die bisherige Wanderkost ist aufzubessern.
- Zu dem staatlichen Sold von 81 fl Gulden hat die Gemeinde 20 fl in vierteljährlichen Raten zu zahlen.
- Die Vereinbarungen gelten ab sofort.
Nach amtlichem Erlass wurde Lehrer Baumgärtner als Schulverwalter in Scheringen eingesetzt, der zugleich auch in Einbach zu unterrichten hatte.
Der Amorbacher Erlass schrieb zu dieser Besetzung:
- Das Einkommen des Lehrers beträgt 145 fl Gulden, freie Wohnung und 2 Klafter Holz mit Aufbereitung und Transport (2 Klafter — 7,776 cbm Forlenbengelholz).
- Die Lehenherrin Marie Louise Viktorie, Herzogin von Kent, Königliche Prinzessin von Großbritannien und Hannover und als Vormünderin ihres Sohnes des Fürsten und Herren Carl Emich zu Leiningen, Pfalzgrafen zu Mosbach, Grafen zu Dürn und Süboten, verleihen am 7.8.1823 den Schuldienst in Scheringen an Lehrer Baumgärtner, einem tüchtigen, geprüften und rezipierten Manne.
Zu dieser Zeit wurde auch erstmals ein Schulhaus in Scheringen erwähnt. Am 3. April 1824 berichtete das Amt zu Buchen in Sachen der Erbauung eines Schulhauses zu Scheringen an die Kirchensektion und an das großherzogliche Ministerium des Innern, den Bau nach Planung des Bezirksbaumeisters Weis zu genehmigen. Nach der Planung zu schließen, handelte es sich um eine Änderung des bestehenden Gebäudes.
Planung:
- Lichte Höhe 11 Schuh (1 Schuh 0,285 m)
- Abtritte frei in den Hof
- Türe und Fenster sind zu vergrößern
- Für den Lehrer sind wegen der Enge des Raumes zwei Dachzimmer zu errichten.
Im Oktober musste die Genehmigung nochmals durch den Gemeinderat angemahnt werden. Doch wurden die Bauvorhaben anschließend durchgeführt. Die Schule war ein einstöckiger Bau mit zwei kleinen Räumen am Abhang gelegen, heute Gasthaus „Zum Goldenen Adler“.
Lehrer Baumgärtner verstarb bereits 1824. Scheringen hatte damals 290 Einwohner und 45 Schüler. Nach dessen Tod bewarb sich Hilfslehrer Schwan um die Schulstelle in Scheringen. Da er bereits 1821 wegen mangelnder Leistungen abgelehnt wurde, musste er sich nochmals einer strengen Prüfung durch den großherzoglichen Oberschulrat unterziehen. Erst jetzt konnte ihm die Urkunde auf die aufgebesserte Schulstelle in Scheringen durch den Fürsten zu Leiningen ausgehändigt werden. Lehrer Schwan bezahlte für die Präsentation seitens des Fürsten eine Taxe von 4 Gulden 33. Baptist Schwan war damals bereits 63 Jahre alt und hatte zuvor in Waidachshof und in der Boxberger Gegend in der Landwirtschaft gearbeitet.
Am 13. Oktober 1835 bat der 76jährige Schwan um Bewilligung eines Ruhegehaltes wegen völliger Taubheit des rechten Ohres und anderer Gebrechen. Er führte auf, dass er etwa 10 Jahre Schulhalter in Scheringen war und zuvor noch an anderen Orten angestellt war (insgesamt 30 Dienstjahre). Lehrer Schwan wurde pensioniert, musste aber in selbigem Jahr noch um eine Zuwendung aus dem Schullehrerhilfsfond von jährlich 30 Gulden bitten, um nicht betteln zu müssen. Diese Bitte wurde laut Volksschulgesetz abgelehnt. Sein Ruhegehalt betrug insgesamt 61 Gulden 36 Kreuzer, noch dazu Holz und Logie.
Als im Jahre 1834/35 im Großherzogtum Baden eine einheitliche Gesetzgebung geschaffen wurde, verbesserte sich auch das Schulleben allgemein. Verordnungen regelten die Einrichtungen der Volksschule und legten die Lehrpläne fest. Die Schulstelle wurde in die erste Klasse gesetzt. Der Hauptlehrer erhielt 140 fl Gulden im Jahr. Die Wohnung und das Schulgeld wurden nicht angerechnet. Die Gemeinde hatte 104 Gulden zu erbringen, während das Schulgeld pro Kind 20 Kreuzer betrug, wofür die Gemeinde haftete. Nach dieser Schulverordnung sollte einmal im Jahr eine öffentliche Prüfung in den Volksschulen durchgeführt werden, wozu, außer den Mitgliedern des Schulvorstandes, auch die des Gemeinderates zu laden waren. Zu dieser Zeit wurden die Noten nicht in Ziffern, sondern in Buchstaben und in 5 Abstufungen vergeben.
Es bedeutete:
aa = sehr gut, a = gut; ab = ziemlich gut; b = mittelmäßig; c = gering.
Die Leistungen wurden in folgenden Fächern überprüft und bewertet:
- Religion
- Lesen
- Rechtschreiben
- Schönschreiben
- Kopfrechnen
- Tafelrechnen
- Deutsche Sprache
- Erdbeschreibung
- Naturgeschichte
- Naturlehre
- Gesang
- Gesundheitslehre
- Anstandslehre
- Dank- und Sittensprüche
- Fähigkeit
- Sittliches Betragen
- Fleiß
Am 9. September 1836 wurde die Schulstelle wegen Zurruhesetzung ausgeschrieben. Gesetzliches Einkommen 140 Gulden, freie Wohnung und Schulgeld. Nach einem Bericht der Schulvisitation wurde Josef Gehrig, zuvor Hilfslehrer in Gissigheim, auf den Filialschuldienst zu Scheringen präsentiert. Am 10. Juni 1837 wurde er durch den Schulvisitator zu Buchen eingeführt. Doch schon 1840 versetzte man ihn aufeine bessere Schulstelle nach Großeicholzheim. Die Kirchensektion erteilte Gehrig in Großeicholzheim den Schul-, Mesner- und Organistendienst. Daraufhin wurde die Gemeinde und das Pfarramt Limbach in Kenntnis gesetzt, dass Lehrer Rückert aus Ein bach vertretungsweise in Scheringen zu unterrichten hatte. Sie wurden zugleich beauftragt, anzuordnen, wie Lehrer Rückert die beiden Schulen am zweckmäßigsten versehen könnte.
1840 wurde auf Antrag der Gemeinde Scheringen die Wiederbesetzung der erledigten Schuldienste zu Scheringen ausgeschrieben. Der Schuldienst wurde finanziell in die erste Klasse erhoben: Das bedeutete 140 Gulden fixes Einkommen, Schulgeld pro Kind 40 Kreuzer gleich 30 Gulden; zusammen 170 Gulden.
Es folgte Josef Bach von Hochhausen, zuvor Hilfslehrer in Baiertal. Bereits 1842 wurde Lehrer Bach in Brunntal bei Tauberbischofsheim der Schul-, Mesner- und Organistendienst übertragen.
1845 setzte sich die Gemeinde Scheringen für Franz Josef Hauk, geboren in Höpfingen, für die Hauptlehrerstelle in Scheringen ein. Zuvor war Josef Hauk in Brunntal tätig und musste dort Lehrer Bach weichen. Doch die Schulbehörde hatte vergessen, ihm eine neue Stelle zuzuweisen. So wusste er nicht wohin und stellte seine Möbel im Heimatort Höpfingen unter, bis ihm die Lehrerstelle in Neckargerach zugewiesen wurde. Zwischenzeitlich wurde in Scheringen gegen den Willen der Gemeinde (Grund: Nähe zum Schulort) Hilfslehrer Bernhard Kaufmann, geboren in Waldhausen, präsentiert. Dieser verstarb jedoch bald darauf an einer unheilbaren Lungenkrankheit. Damals hatte Scheringen 57 Schüler. 1845 folgte Josef Kast von Heckfeld als Schulverwalter. Diesen löste wiederum Anton Thoma zu Königheim ab. Thoma wurde 1851 nach Krenzheim, einer besser bezahlten Schulstelle, versetzt. Im Tausch kam Melchior Köppler. Zu dieser Zeit hatte Scheringen 62 Schüler. Doch Lehrer Köppler musste sich in Scheringen eine Wohnung suchen. Er mietete sich in einem Wirtshaus ein. So blieb ihm kaum Geld zum Leben.
Im selbigen Jahr bewarben sich 8 Kandidaten bei kaum lebensnotwendiger Bezahlung auf die Schulstelle in Scheringen. Lehrer Thomas Albrecht wurde eingeführt. Dieser war jedoch sehr kränklich (offene Füße), so dass Lehrer Nies aus Einbach des öfteren die Schule in Scheringen mitversehen musste. 1858 wurde Lehrer Albrecht pensioniert und wieder angestellt. Bis zur endgültigen Zurruhesetzung im Jahre 1863 unterrichtete 1861 Bartholomäus Kaufmann aus Heidersbach und 1862 Wilhelm Käser aus Neckargerach provisorisch in Scheringen (Vertretung). Damals betrug das fixe Gehalt des Lehrers 200 Gulden. Alimente besaß die Gemeinde nicht. Sie hatte nur etwa 200 Morgen Gemeindewald. 25 Bürger hatten jährlich 2 Klafter Holz zu beanspruchen, verzichteten jedoch mehrere Jahre darauf, um die Kosten des Maiaufstandes bezahlen zu können. 1863 wurde die Schulstelle durch Hermann Frey, geboren in Unterschefflenz, wiederbesetzt. Er hatte nach vierjährigem Studium seine Prüfung in Ettlingen abgelegt. Die Bezahlung war auf 450 Gulden gestiegen. Die Schülerzahl betrug 53. 1870 wurde Hermann Frey nach Limbach versetzt. Ihm folgte 1871 LudWig Brehm als Schulverwalter.
Zu damaliger Zeit wurde ein Lehramtskandidat in folgenden Fächern geprüft:
- Religionslehre
- Erziehungs- und Unterrichtslehre
- Deutsche Sprache
- Aufsatz
- Lesen
- Rechnen
- Formenlehre und Geometrie
- Geographie
- Geschichte
- Naturgeschichte
- Landwirtschaft
- Naturlehre
- Schönschreiben Zeichnen
- Gesang
- Orgelspiel
- Violinspiel
- Fleiß
- Betragen
- Bemerkung
1872 wurde ein Antrag auf Vergrößerung und Umbau des Schulhauses in Scheringen gestellt. Der Kreisschulvisitator aus Tauberbischofsheim hieß die Anbringung eines weiteren Fensters im Wohnzimmer des Lehrers für angebracht.
Ferner wurde bemerkt:
Schulzimmergröße: 22,5 Fuß Länge, 15 Fuß Breite
zusammen: 337,5 Quadratfuß Fläche
Im Oktober 1873 war der Umbau (Vergrößerung) beendet. Doch schon im Jahr darauf wurde Lehrer Brehm nach Limbach versetzt und musste Scheringen mitversehen. Die Schule Limbach hatte 100 Schüler, Scheringen 60. Ferner war er noch Ratsschreiber. Die Schule wurde durch die Überlastung des Lehrers stark abgewirtschaftet. Daher wandte sich der Gemeinderat Scheringen an den großherzoglichen Oberschulrat, die Schule wieder zu besetzen. Dieser teilte jedoch mit, dass die Stelle einige Jahre nicht besetzt werden kann. So wurde Scheringen 1874 und 1875 von den Lehrern Kolb und Staab von Waldhausen aus mitversehen. 1876 folgte für kurze Zeit Martin Roth und Anton Weindel, bis 1878 Johann Jakob Seibert, einem arbeitslosen Lehrer aus Eschelbach, die Dienste übertragen wurden. Zuvor hatte der Gemeinderat darauf gedrängt, dass die Stelle als Hauptlehrerstelle ausgeschrieben wurde. Lehrer Seibert erkrankte und der Unterricht wurde wiederum von Waldhausen aus durch Lehrer Fridolin Will mitversorgt. Nach der Pensionierung Seiberts wurde 1882 Lehrer Johann Valentin Albert aus Steinbach die Stelle übertragen, der später nach Waldhausen versetzt wurde. Die Stelle war daraufhin unbesetzt, bis 1893 Emil Bernhard und 1894 Albert Schildecker folgten.
Er beschwerte sich beim großherzoglichen Oberschulrat über die Missstände der Schule und ersuchte um Abhilfe durch einen Neubau. Er schrieb: „Die Schule besteht aus einem einstöckigen Bau, der in den zwanziger Jahren errichtet wurde. Die Wohnung besteht aus zwei Räumen knapp 30 Quadratmetern plus Dachkammern ähnlicher Größe. Die Türen sind nicht verschließbar, auch ist keine Trennung von Schlaf- und Wohnraum vorhanden, weil die Trennwand für einen Ofen durchbrochen wurde. Die Fenster- und Türgestelle sind morsch, die Fensterflügel fallen auseinander. Ja, es sind Risse da, dass Schnee ins Zimmer getrieben wurde. Doch die Gemeinde sei arm.“
Der Schulvisitator unterstützte den Antrag und bestätigte, dass im Klassenzimmer kein Platz für Tafel und Pult übrig blieb, da die Bänke bis vorn an die Wand stießen. Die Gemeinde zeigte sich einsichtig. Doch im Februar 1899 bat die Gemeinde Scheringen, den Neubau eines Schulhauses noch einige Jahre zu verschieben, wegen der Kosten für den Straßenbau Scheringen – Laudenberg. Die Schuldentilgungsrate betrug jährlich 206,36 Mark bis einschließlich 1901. Wenn nichts Besonderes dazwischen käme, sollte 1902 gebaut werden, sicherte der Gemeinderat zu. So erklärte der Gemeinderat bei der Ortsbereisung am 12.2.19()1 einstimmig, mit dem Neubau zu beginnen. Bereits im März lagen die Pläne für einen Schul- und Rathausbau vor, die am 6. August baupolizeilich genehmigt wurden.
Kostenvoranschlag:
18 500 Mark insgesamt;
14 200 Mark Schulräume.
Die Mittel mussten durch Kapitalaufnahme erbracht werden, zumal die Zuschüsse zunächst schon vergeben waren. Dadurch musste die Umlage auf 93 Pf. erhöht werden. Da der Kostenvoranschlag um 2 300 Mark überschritten wurde, fehlte zunächst das Geld für die Ausstattung. Die Finanzlage der Gemeinde war äußerst angespannt, da zwei Personen zudem noch in Armenhilfe waren. 1903 wurden dann 3 500 Mark (25 %) Beihilfe für das Schulhaus gewährt. Da aber der Rathausbau 6 000 Mark kostete, beantragte der Gemeinderat ebenfalls einen entsprechenden Zuschuss, der jedoch abgelehnt wurde. Doch aus der Fürst Stirum’schen Freischulenstiftung konnte man 300 Mark erhalten. Als dann 1909 neue Bänke angeschafft wurden, stieg die Umlage auf 1,10 Mark.
Noch während der Planung der Schule wurde Lehrer Schildecker nach Stein a. Kocher versetzt. Es folgten Ernst Brehm und noch im gleichen Jahr Otto Bächle und Karl Wirth. Dieser bat am 24. 9. 1902 um Genehmigung zum Umzug in die vollständig erstellte Schule.
Lehrer Wirth war ein äußerst erfolgreicher Lehrer. 1904 wurde über die Schule in Scheringen durch den Kreisschulvisitator festgehalten: „Die Leistungen der Volks- und Fortbildungsschule in Scheringen haben uns außerordentlich befriedigt. Die Schule gehört zu den besten, die wir gesehen haben. Wir können die Gemeinde zu ihrem Lehrer nur beglückwünschen. Wir haben in Herrn Hauptlehrer Wirth einen äußerst fleißigen und geschickten Lehrer kennen gelernt und bestätigen ihm, dass seine Arbeit jedes Lob verdient. Die Leistungen der II. und I. Klasse, sowie der Fortbildungsklasse verdienen die Note gut bis sehr gut. Die Leistungen im Lesen, Schreiben, Schönschreiben, Vortrag und namentlich Gesang sind sehr gut. Wir wünschen dem Lehrer für seinen Lebensweg alles Gute. Die Schülerbibliothek ist eingeführt und Turnunterricht wird erteilt.
Schulzeit:
Sommer: 7.00—10.00 Uhr, nachmittags 12.00 15.00 Uhr;
Winter: 8.00-11.00 Uhr, nachmittags 12.00-15.00 Uhr.
Auch die Industrieschule hat sauber und schön angefertigte Arbeiten. Lehrmittel und Schulzimmer sind neu und gut in Ordnung.“ Industrielehrerin war Justina Eberhard aus Scheringen. Sie erhielt am 11.3.1903 als Auszeichnung für ihre langjährige und ersprießlichen Dienste das Silberne Kreuz. Bei der feierlichen Überreichung war die Ortsschulbehörde, der Lehrer und die Vertretung des Frauenvereins anwesend.
Die Mädchen wurden in den Fächern Stricken, Nähen, Stopfen, Flicken, Bügeln und Straminsticken mit Erfolg unterrichtet.
1905 nahm Josefine Frank als künftige Arbeitslehrerin an einem Kurs in Marbach teil. Sie wurde am 4. Dezember 1906 als Lehrerin für das Winterhalbjahr eingestellt. Als Vergütung bekam sie 100 Mark pro Jahr. Als sie 1917 kündigte und wegzog, folgte ihr Maria Frank nach. Sie unterrichtete in Scheringen, Einbach und Waldhausen. Später kam noch Laudenberg hinzu. Sie war nicht vollbeschäftigt und erteilte wöchentlich 4 Stunden. Ihre Vergütung betrug 1923 für den Monat November:
Woche: 130 Milliarden Mark;
Woche: 160 Milliarden Mark;
Woche: 438 Milliarden Mark;
Woche: 747 Milliarden Mark.
Als Maria Frank in den Ruhestand trat, folgte als letzte in Scheringen geführte Handarbeitslehrerin Eva Girulat.
1893 wurde erstmals in Scheringen der Fortbildungsunterricht erwähnt. Der Gemeinderat stellte den Antrag auf Verlegung des Unterrichts von je zwei Stunden sonntags auf vier Stunden wöchentlich während der Wintermonate.
Begründung:
— Die Sonntagsruhe solle eingehalten werden;
— Im Sommer fahre die Hälfte der Kinder in die Pfalz zur Arbeit.
Mit dem Schulhausneubau und des so erfolgreichen Lehrers Karl Wirth verbesserte sich das Schulleben in Scheringen merklich. Die nachfolgenden Lehrkräfte waren alle über eine längere Zeit tätig und konnten somit ihre Arbeit auf einem guten Fundament aufbauen und zur Ernte führen. Es kehrte endlich die nötige Ruhe ein, um erfolgreich mit Kindern arbeiten zu können. Die Gemeinde zeigte sich schulisch aufgeschlossen und unterstützte die Lehrkräfte bei ihrer Arbeit.
Auf den fleißigen Lehrer Karl Wirth folgten in der Übergangszeit bis zur Wiederbesetzung die Lehrkräfte Föhrenbach und Karl Bier. 1907 kam der hochgeschätzte, aber strenge Hauptlehrer Karl Spänkuch. Der eine oder andere ältere Scheringer gehörte vielleicht damals zu den Knaben, die 1907 wegen Zertrümmerung der Isolatoren an den Masten des kaiserlichen Postamtes Oberschefflenz durch ihn belehrt und bestraft wurden. Während seiner Tätigkeit wurden im Jahr 1915 erstmals Zeugnisformulare eingeführt. Da er an einer chronischen Gallensteinerkrankung litt, wurde er durch die Lehrer Karl Wehrle 1912, Unterlehrer Teufel 1914 und Ernst Klingert 1917 vertreten. Als Spänkuch nach Grombach versetzt wurde, folgte Anton Ehrmann nach. Damals bewarben sich 26 Kandidaten um die Lehrerstelle in Scheringen. 1920 wurde Ehrmann zum Hauptlehrer ernannt und unterrichtete bis zu seiner Versetzung nach Hainstadt zur vollen Zufriedenheit der Bevölkerung.
1924 wurde Hugo Hildenbrand als Hauptlehrer nach Scheringen versetzt. Er galt als aufgeschlossener Lehrer und kümmerte sich um eine gute Weiterbildung. Von ihm wurden bibelwissenschaftliche Kurse in Walldürn und Buchen, pädagogische Tagungen in Seckach sowie Lehrerfortbildungsveranstaltungen und kirchenmusikalische Kurse in Mudau besucht.
Neue Schulbücher, die Sütterlinfibel 1931, eine neue russische Rechenmaschine und Kosmoskästen für Optik und Elektronik wurden angeschafft. Aus dieser Zeit stammt auch der erste Vertrag über die Reinigung des Schulhauses.
Nachdem sich Lehrer Hildenbrand 1926 in einem Brief an das Kreisschulamt über die schlechte Wasserversorgung aus der durch den Straßenbau beim Schulhaus abgegrabenen Quelle im Wiesental beschwert hatte, konnte die Lehrerwohnung bereits 1927 an die neugeschaffene Wasserversorgung Scheringens angeschlossen werden. Mit dieser Maßnahme wurde auch gleichzeitig der Schulhof neugestaltet.
Als Lehrer Hildenbrand jedoch ab 1929 öfters an einer Magen- und Darmerkrankung litt, wurde er durch Hermann Hettel vertreten.
Die Arbeitslosigkeit musste zu dieser Zeit groß gewesen sein, denn Lehrer Hildenbrand stellte zusammen mit der Gemeinde einen Antrag für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zur Linderung der Arbeitslosigkeit:
- Ein Schulschrank und eine Holzkiste sollen angefertigt werden.
- Der Schulraum ist zu tünchen.
- Eine neue Lichtstelle (Lampe) ist zu installieren.
- Sechs neue Vorhänge sollen angeschafft werden.
- Die Summe der Kosten beträgt etwa 200,- DM.
Nach seiner Versetzung 1935 wurde die Schule dem Schulamt Waldhausen unterstellt, bis am 20. April 1936 Karl Zimmermann als Schulverwalter nach Scheringen kam. In Dankbarkeit erinnert sich die heutige Generation in besonderem Maße an ihn.
Über drei Jahrzehnte hindurch bis zu seiner Zurruhesetzung im Jahr 1968 war er für die Bildungsarbeit in Scheringen allein verantwortlich. Er leistete hier über 30 Jahre lang eine gründliche und vorbildliche Erziehungsarbeit, die gar nicht hoch genug zu würdigen ist. Dies zeugt aber auch von einer guten Zusammenarbeit zwischen Eltern, Gemeinde, Kirche und Schule.
Meisterte er gerade anfangs diese schwierige Aufgabe des Alleinlehrers mit jugendlichem Schwung, so war es später die Erfahrung, die ihn auszeichnete, nämlich der Blick und die Erkenntnis für das Wichtige und Machbare in der Bildungsarbeit Jugendlicher.
Während seiner Wehrübungen und Einberufung zum Kriegsdienst vertraten ihn von 1936 bis 1945 die Lehrerinnen Johanna Maniette, Paul Eckstein, Elisabeth Seufert, Sofie Dambacher, Frau Ratjen und Irmgard Gatscha sowie die Lehrer Hilkert, Wilhelm Röth, H. Lind und Wagner.
Eine einschneidende Veränderung, die letztlich mit der Schließung der so erfolgreichen „Volksschule Scheringen“ endete, brachten die Schulentwicklungspläne I, II und III des Landes Baden-Württemberg in den 60er und 70er Jahren. Um jedem Kind die gleiche Bildungschance zu ermöglichen, beschloss die Landesregierung, die wenig gegliederten Schulen aufzulösen, um die Schüler in Jahrgangsklassen gezielter fördern zu können. So wurde zu Beginn des Schuljahres 1966/67 das neunte Hauptschuljahr in Baden-Württemberg eingeführt, und die bisherige Volksschule in eine Grundschule und weiterführende Hauptschule aufgegliedert. Die neunte Klasse wurde in Laudenberg für den Schulverband Laudenberg, Scheringen, Einbach, Heidersbach und Waldhausen errichtet. Als zusätzliches Unterrichtsfach wurde Englisch eingeführt.
Nach der Pensionierung Zimmermanns wurde zum Schuljahresbeginn 1968/69 der Schulentwicklungsplan II verwirklicht. Auch die 5., 6., 7. und 8. Klasssen wurden zu Jahrgangsklassen in Laudenberg zusammengefasst. Für die Grundschüler kam Lehrer Anton Markert nach Scheringen. Dieser musste gleichzeitig mit einem Teildeputat (9 Std.) in Laudenberg unterrichten, bis er später mit halbem Deputat den zur Weiterbildung beurlaubten Lehrer Bernd Fischer in Einbach vertreten musste.
Im August 1970 wurde dann unter Protest der Gemeinde die Zwergschule Scheringen aufgelöst. Die Grundschüler besuchten die Grundschule in Waldhausen. Damit war das endgültige „Aus“ einer Jahrhunderte dauernden segensreichen Volksschultradition in Scheringen besiegelt. Die kulturelle Mitte der Gemeinde war verloren.
Lehrer Markert wurde mit Dank und Anerkennung für die gute Arbeit als letzter Dorfschullehrer durch Bürgermeister Heckmann nach zweijähriger Tätigkeit an der Grundschule Scheringen verabschiedet. Er wurde nach Waldhausen versetzt.
Als im Zuge der Gemeindereform im Jahr 1974 Scheringen der Gemeinde Limbach zugeteilt wurde, musste der Grundschulverband mit Waldhausen gelöst werden. Die Grundschüler besuchen seitdem die Grundschule Laudenberg, während die Hauptschüler in der neu erbauten Hauptschule Limbach aufgenommen wurden. Mit alle diesen Neuerungen hatte das stattliche Scheringer Schulgebäude seine einstige Aufgabe als Begegnungsstätte verloren. Es war einst Treffpunkt aller Einwohner, da es ebenso Rathaus, Milchsammelstelle und Feuerwehrutensilien beherbergte. Nun stand es leer.
Doch der Wunsch junger Scheringer Bürger nach Schaffung eines Gemeinschaftsraumes fand bei Ortsvorsteher Valentin Ballweg, den Ortschaftsräten, den Gemeinderäten und Bürgermeister Hubert Zimmermann nicht nur offene Ohren, sondern auch finanzielle Unterstützung. So war es geradezu eine Genugtuung zu sehen, wie der Ortschaftsrat und die Jugend mit Begeisterung ans Werk gingen, um in Eigenarbeit eine Begegnungsstätte zu errichten. So erhielt mit der Einweihung im September 1982 durch Pfarrer Hartwig Benz das dorfbildprägende Schulgebäude inmitten der Ortschaft wieder eine besondere Stellung als Treffpunkt für jung und alt.
Lehrer:
Jahr | Name |
---|---|
1821 | Baumgärtner |
1824-1835 | Baptist Schwan |
1836-1840 | Josef Gehrig |
1840 | Lehrer Rückert aus Einbach (Vertretung) |
1840-1842 | Michael Josef Bach |
1843-1845 | Bernhard Kaufmann |
1846-1851 | Josef Hauk |
1851 | Melchior Koppler |
1851-1861 | Thomas Albrecht |
1861 | Bartholomäus Kaufmann |
1862 | Wilhelm Käser |
1863-1870 | Hermann Frey |
1870-1874 | Ludwig Brehm |
1874 | Rudolf Kolb |
1875 | Ludwig Staab |
1876 | Martin Roth |
1876-1878 | Anton Weindel |
1878-1881 | Johann Jakob Seibert |
1881 | Fridolin Will |
1882-1893 | Johann Valentin Albert |
1893 | Emil Bernhard |
1894-1901 | Albert Schildecker |
1901 | Ernst Brehm |
1901 | Otto Bächle |
1901-1907 | Karl Wirth |
1905 | Karl Föhrenbach |
1907-1919 | Karl Spänkuch |
1912 | Karl Wehrle |
1914 | Fidolis Teufel |
1917 | Ernst Klingert |
1919-1924 | Anton Ehrmann |
1924 | Anton Bieg |
1924-1936 | Hugo Hildenbrand |
1929 | Hermann Hettel |
1936-1968 | Karl Zimmermann |
1968-1970 | Anton Markert |
Während der Wehr- und Kriegsdienstzeit wurde Lehrer Zimmermann vertreten durch:
Jahr | Name |
---|---|
1936 | Paula Eckstein |
1940 | Elisabeth Seufert |
1940 | Lehrer Hilkert |
1941 | Wilhelm Röth |
1942 | Lehrer Li nd |
1942 | Johanna Maniette |
1944 | Sofie Dambacher |
1946 | Frau Ratjen |
1946 | Herr Wagner |
1947 | Irmgard Gatscha |
Handarbeitslehrerinnen:
Jahr | Name |
---|---|
Handarbeitslehrerinnen: bis 1906 | Justina Eberhard |
1906-1917 | Josefine Frank |
1917-1950 | Maria Frank |
1950-1961 | Eva Girulat |
Schülerzahlen:
Jahr | Anzahl Schüler |
---|---|
1824 | 45 Schüler |
1835 | 73 Schüler |
1845 | 57 Schüler |
1851 | 62 Schüler |
1863 | 53 Schüler |
1871 | 53 Schüler |
1874 | 60 Schüler |
1891 | 59 Schüler |
1900 | 60 Schüler |
1910 | 59 Schüler |
1915 | 70 Schüler |
1925 | 57 Schüler |
1935 | 67 Schüler |
1948 | 63 Schüler |
1955 | 47 Schüler |
1970 | 52 Schüler |
1980 | 43 Schüler |
1990 | 47 Schüler |
Quellen:
Generallandesarchiv Karlsruhe
Akte
235/25957 Lehrer
235/25958 Bezahlung/Rechnungsaufstellungen
235/25959 Dienste
235/25960 Schulgebäude
235/25961 Schulgüter
235/25962 Schulfondverw@ltung
235/25963 Einnahme aus Äckern
235/25964 Handarbeit
492/934-944