Reinhold Ballweg
Die Entstehung des Kirchenbauvereins Scheringen geht auf das Testament der Eheleute Peter und Rosa Gramlich aus dem Jahr 1955 zurück. Mit dieser Urkunde vermachten beide ihr Wohnhaus mit Grundstück dem Kirchenfonds Waldhausen, solange in Scheringen kein eigener Kirchenfonds besteht. Sollte ein solcher gegründet werden, so ist dieser Eigentümer der Stiftung. Das Haus soll als Pfarrhaus oder einem geistlichen Pensionär als Ruhesitz dienen, der dann in Scheringen Gottesdienst hält. So das Testament.
Schon vor Jahrzehnten waren wiederholt Gelder für einen Kirchenbau gesammelt worden. Durch die Inflation kam es jedoch nicht zum Bau. Da auch die private Kapelle im Unterdorf zu klein und aus Platzgründen nicht zu erweitern war, wurde der Wunsch nach einer neuen Kirche laut. Zu diesem Zweck wurde am 3. 2. 1957 der katholische Kirchenbauverein Scheringen e.V. gegründet.
Zunächst war ein Kirchenbauplatz in unmittelbarer Nähe des Hauses Gramlich auserwählt. Als 1964 die Gemeinde den Schulacker erwarb, wurde ein Bauplatz an der Schulstraße erwogen. Nach einstimmigem Gemeinderatsbeschluss versprach man dem Verein diesen Platz.
Architekt Beuchert machte bereits mehrere Vorplanungen über Gestaltung und Finanzierung. Dabei fand der Vorschlag eines Gemeindesaales unter dem zu errichtenden Kirchenraum bei Bevölkerung wie Gemeinderat Zustimmung. Der Stiftungsrat Waldhausen und das erzbischöfliche Ordinariat befürworteten die Planung ebenso. Nachdem die Übereignung des Platzes, aus welchen Gründen auch immer, nicht erfolgte, kamen alle Überlegungen ins Stocken. Da zwischenzeitlich fast jede Familie ein Auto besaß, wuchs bei der Bevölkerung der Wunsch, auf einen teuren Kirchenbau zu verzichten. Sicherlich hat die Schulreform, Verlust der Schule im Ort, und die Vorplanungen der Kreis- und Gemeindereform nicht zur weiteren Eigeninitiative ermuntert, sondern das Gegenteil, nämlich Resignation bewirkt. Auch der akute Priestermangel unterstütze diese Überlegungen.
Als 1969 und in den folgenden Jahren das Haus Gramlich gründlich renoviert werden musste, beteiligte sich der Kirchenbauverein mit einem beträchtlichen Betrag. Heizung und neue Fenster wurden eingebaut. Auch die Renovierung der Josefskapelle wurde finanziell unterstützt. Ferner bezuschusste man die Glocke der Friedhofskapelle und teilweise die Bestuhlung des Gemeindesaales.
Überhaupt hatte der Verein jetzt andere Verpflichtungen übernommen. Man musizierte mit der Jugend und spielte Theater. Weihnachtsfeiern und Altentage, die immer gut besucht waren, wurden abgehalten. Die Tätigkeiten waren auf einmal ganz anderer Art.
Am 23. Dezember 1976 wurde der Verein gelöscht. Auch wenn er das Ziel, eine Kirche zu bauen, nicht erreichte, muss gesagt werden, dass er für die Ortschaft Scheringen und seine Bürger von Nutzen war. Aus diesem Grunde ist allen, die im Verein ehrenamtlich tätig waren und ihn unterstützten, recht herzlich zu danken.